Samstag, 17. Juni 2017




Message in the bottle "WHEN I`M 64" 


Die 64 ist der Grund für das folgende Essay. Es könnte aus meinem Tagebuch sein, das ich nie geschrieben habe. Es ist uninteressant, teils langweilig und eigentlich zum Lesen für andere ungeeignet. Ich habe lange überlegt, ob ich das überhaupt veröffentlichen soll, aber ich hab´s nun mal gemacht, da ich es geschrieben habe. Es sind Stationen, die mich bewegt haben und vielleicht deshalb nur einen Sinn für mich ergeben. Es ist aber auch eine Abrechnung mit unserer "kultivierten" Gesellschaft, die nur eine Kultur der Gewalt mit viel Leid ist, vor allem für die, die Mitte der 50er Jahre geboren wurden.

Für meine Eltern und besonders Grosseltern war es bestimmt noch schlimmer. Wir sind noch weit davon entfernt, dass Erstklässler in den Schulklassen frei herum laufen können, anstatt bereits mit 6 Jahren hinter starren Bänken zu sitzen. Kinder sind auch Menschen, die vielleicht auch mit ihren Freunden zusammen leben wollen. Ich für meinen Teil wollte bereits mit 14 ausziehen. Mit 16 hab ich es dann getan.

Ich habe viele Freunde aus den Augen verloren, obwohl gerade die bestimmt nicht zur google- und facebook-Gemeinschaft, noch nicht einmal zu den Internet-User gehören, von Smartphone-usern ganz zu schweigen. Keine Blogger. Trotzdem hoffe ich, dass doch vielleicht Personen diesen Bericht lesen und sich dort selber wieder erkennen. Viele Berührungspunkte gibt es hier und sie werden auch deshalb so genau ausgewiesen.

In Kürze werde ich 65. Dann bin ich im Rentenalter. Der 64er Mythos der Beatles ist dann vorbei. Dann war ich nämlich 64. Allerdings habe ich noch alle meine Haare, auch auf den Zähnen.

Die Menschen, die geboren werden, wollen nicht sterben. Sie wollen auch nicht krank werden, ungeliebt sein und vieles mehr. Genau wie sie sich ihre Geburt nicht aussuchen können kommt auch der Tod von ganz allein. Das Problem versuche ich durch buddhistische Philosophie zu lösen.

Eigentlich wurde ich 10 Jahre zu spät geboren. Die Geschichte meiner Familie ist die typische Klinikgeschichte. Arzt heiratet Krankenschwester. Das war im Jahre 1943. Im selben Jahr wurde meine Schwester Ute geboren, die leider 9 Jahre später wieder starb. Dann kam ich. Aber später war ich mit Personen zusammen, die 10 Jahre älter waren als ich. Nur deshalb bekam ich die 68er Studentenbewegung mit. Allerdings war ich immer der Jüngste. Das hatte aber zum Vorteil, dass ich das lebte, was meine Freunde nur glaubten. Deshalb sind Werte der 68 heute für mich noch wichtig, für die 68er aber nicht.

Mein größer Fauxpas: Eines Tages sagte mir jemand (PeWi) "Du, Genosse, der Text heißt "die Internationale erkämpft das Menschenrecht", du singst aber immer "die Internationale BEKÄMPFT das Menschenrecht." Unglaublich aber wahr. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass meine damalige Fassung schon richtig war, denn die Internationale hat alles mögliche getan, nur nicht das Menschenrecht erkämpft, sondern ideologisch eher unmöglich gemacht. Zudem ist die 4. Internationale (Trotzkisten) Geschichte. Alle sozialistischen Staaten sind Gefängnisse. Das kommt daher, dass man zu viele Regeln aufgestellt hat. Letzlich ging die Bewegung ein, weil sie nicht das psychoanalytische Wissen um die Struktur des Menschen hatte. Aber damals wusste auch das keiner.

68er sind keine wirklichen Kommunisten. Man machte Anleihen an alte Systeme und keiner glaubte, dass unser Ideenstaat mal so aussehen würde wie die DDR. Der ganze Leninismus war was für den Arsch. Deshalb waren die besten von uns auch Spontaniisten. Die Freiheit kam nicht aus der Politik, sondern aus der Kultur. Und viele verstanden das.

Als Rudi Dutschke in England war hat er nie verstanden warum Tausende zu einem Konzert der Rolling Stones gehen, aber nicht auf eine Demo. Allein, das man das nicht versteht zeigt schon was für ein Brett man vor dem Kopf hat. Aber Rudi hat auch Gutes angestoßen, die ganze Kommune 1, von der er ursprünglich ein Teil war. Er hat genau wie Bernd Rabehl gekniffen. Es ging um einen neuen Lebensentwurf. Dutschke ist heute tot, Rabehl heute rechtspolitisch (was für eine Pleite).

 Als wir 71 den Buchladen "das Politische Buch" in Köln gründeten verkauften wir auch Bücher von Kim Il Sung. Da könnte man sich ja heute in den Arsch beißen. So eine Blindheit. Dass Mao die Kulturrevolution ins Leben rief, nur um seine Macht nicht zu verlieren wußte auch niemand. Wir waren wirklich Schafe.

Revolution bedeutet Gewalt. Das ist das Unschöne daran. Oftmals holt man die Böse Seite aus sich heraus, dass was Wilhelm Reich die 2.Schicht nannte. (böse Schicht zwischen Oberflächen und gutem Kern in der Tiefe)(Massenpsychologie des Faschismus). Es ist nicht so, dass der Mensch in der Tiefe ein böses Tier ist und wir deshalb die Kultur  brauchen (Freud). Beide Schichten sind Unterdrückung ursprüngliche Antriebe, nennen wir es natürliche Liebe um der trockenen Theorie des Orgons was Romantisches zu geben.

"When I´m 64" ist ein Track des Beatles Albums Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band. Dieses Album, das 1967 herauskam galt als bahnbrechend. In dem betreffenden Song wird eine Situation beschrieben, indem jemand seine Frau fragt, ob sie ihn noch liebt, wenn er 64 und haarlos ist. (haarloser Beatle). Als ich das Lied hörte war ich 15. Doch wie schnell geht die Zeit andererseits. Am Anfang ist sie sehr langatmig, zum Ende eher kurz.

 John Lennon wurde gerade mal 40. Als er einmal gefragt wurde, was er davon halten würde statt "All you need is love, all you need is hate" zu singen (das taten nämlich manche Punks), sagte er nach einigem Zögern, "ja, so könne man das Lied auch singen".
 Lennon behauptete einmal ungeschickter Weise "die Beatles wären berühmter als Jesus". Das brachte ihm viel Ärger ein und er musste sich immer und immer wieder entschuldigen und die Sache immer wieder entschärfen. Dabei hatte er etwas Richtiges gesagt. Die Jugend nahm Zuflucht zu den Beatles anstatt zur Kirche. Es war weg von der Religion und Zuflucht zur Psyche in Form der Kunst, zur Freiheit. Die Aussage von Lennon war der Grund warum Mark Chapman Lennon erschoss, er starb wie Jesus von Mörderhand. All your love is hate. Spätestens ab 1963 verkörperten die Beatles eine spirituelle Zuflucht, den Zugang zur inneren Psyche, alles das was das Gebiet der Kirche war und noch mehr, eine neue Libidinösität.

Die Beatles waren die neue Religion. Für mich und für andere auch. Es war auch eine neue Politik. Es war alles. Georg Harrison, der jüngste Beatle erreichte auch die 64 nicht. Er starb mit 58 Jahren. Er hat zuviel gekokst und entwickelte Krebs. Er ging wieder zu einer alten Religion zurück und wurde Hindu. Lediglich die beiden anderen, Paul McCartney und Ringo Starr überschritten die 64. Paul wird dieses Jahr 75, Ringo 77 und ich bin derzeit noch 64, habe auch noch all meine Haare, wie bereits gesagt. Die Nachkriegsgeneration konnte gesünder leben und so ist man in den Jahren von Paul und Ringo heute selber noch jung. Die Beatles jedenfalls prägten mein Leben maßgeblich.
 
Wegen meiner Schulprobleme besuchte mich mit 10 Jahren ein Psychologe zu Hause und machte Tests mit mir. Was ich nicht wusste war, dass er aus dem Siegburger Gefängnis kam. Meine Eltern waren wissenschaftsgläubig und glaubten an Objektivität.

Der Psychologe befragte mich und sagte dann jedes Mal: "das hast du aber gut gemacht, drum wirst du auch nicht ausgelacht". Egal ob die Antwort richtig war oder nicht. Glaubte er denn, dass er einen Idiot vor sich hatte? Dann kam der Baumtest. Ich sollte einen Baum malen und weil ich Linkshänder war, hatte mein Baum eine leichte Neigung nach Links. Daraus schloss er, dass ich verbrecherische Veranlagungen hätte. Er hatte wohl zuviel Franz Alexander und Hans Eysenck gelesen.

 Da ich bereits damals eine Jeans mit Nieten trug (meine Mutter nannte sie Cowboyhose) bemerkte der Psychologe, dass er, wenn ich 10 Jahre älter wäre, Angst vor mir gehabt hätte. Dabei war ich nur ein harmloses Kind. Er war also nicht nur blöd, sondern auch paranoid.

 Das Gemeine war nun, dass meine Mutter mir in einer Dummheit das immer bei Problemen vorhielt, ich hätte ja verbrecherische Anlagen. Das hätte der Psychologe ja schon gesagt. Das tat mir sehr weh, weil ich einfach kein Verbrecher bin. Damals nicht und ich wurde auch später keiner. Später wurde der Baumtest neu als fehlerhaft eingestuft und aus dem Plan genommen. So schnell kann man Leute stigmatisieren. Ich wurde 59 eingeschult und da ich als Linkshänder angeblich meine Schrift auf der Tafel auswischte, wurde ich auf Rechts umgeschult. Darunter leide ich noch heute und ich hab wieder begonnen links zu schreiben, weil ich rechts meine eigene Schrift nicht lesen kann. Mit links ist sie richtig gerade und schön. Aber den Schaden, den man mir in der Schule durch die Umstellung verursacht hat, ist wohl irreparabel. Meine Gehirnbahnen sind getwistet. Ích verwechsele links mit rechts und vieles mehr. Inzwischen gibt es sogar Therapien für Rechtsumsteller.
 
Niemand sagte mir was passieren würde, wenn man ins Alter der Geschlechtsreife kommt. Das war einfach kein Thema zu Hause, führte bei mir aber zu einem Problem, dem die Erzieher in den Internaten nur brachiale Gewalt entgegen zu setzen hatten. So dachte ich noch mit 12, dass Mädchen auch einen Penis hätten und fertigte dementsprechende Bilder an, die andere fanden.

Mein Vater, der Veterinärmediziner war wollte, dass ich eine gute Schulausbildung bekam. Die bekam man zu meiner Zeit in einem SPD regierten Land wie Hessen. Ich kam nach Königstein ins evangelische Internat, die Villa Andreae.

Dieses Haus würde in den 90er Jahren durch den Bauunternehmer Jürgen Schneider bekannt, der später dort residierte. Zu derzeit sah das Haus wieder wie ein Schloss aus, in dem nur erlauchte Personen Zugang hatten. Zu meiner Zeit war es eher wie eine karge Kaserne. Ich z.B. lebte in einem 14 Doppelbett Zimmer.

Die 5. Klasse in Königstein erhielt damals einen neuen Lehrer, sein Name war Manfred Wolf. Ich war, als er mit 29 Jahren katholisch heiratete, in seiner Kirche. Als ich das Internat verlassen mußte wohnte ich bei ihm für eine kurze Zeit. Er brachte mich von Mathe 4 auf Mathe 1. Jeden Tag fuhr ich mit ihm auf seinem Motorroller den Berg runter von Falkenstein, wo wir wohnten, nach Königstein, wo ich mit der Bahn zur weiterführenden Schule nach Kelkheim fahren konnte. Seine Klasse gab zu seinen Ehren, zu seinem 65. Geburtstag 2000 ein Fest zu dem alle Schüler der 5. Klasse eingeladen wurden, ich aber nicht, obwohl ich wohl zu den besten Personen gehörte, die man im Netz finden konnte. Warum, ich weiß es nicht und so traf ich keinen dieser Schule wieder. Heute gibt es keine Webseite mehr zu Manfred Wolf, die es damals von seinen Schülern gab (seine junge Frau fand eins der gemalten Bilder von mir). Er wurde auf jeden Fall 64, aber ob er heute noch lebt weiß ich nicht. Der junge Mann, groß wie ein Hüne mit dem blonden Haar und den großen blauen Augen müßte heute 82 Jahre sein, wenn er noch lebt.

Apropos: ich hatte auch Nachhilfe in Deutsch und der Lehrer Benner in Königstein sah original aus wie Wilhelm Reich. Damals bekam ich das 1. R&B Album von Ariola- Twist im Starclub Hamburg, The RATTLES. Dieses life-Album mit Bye bye Johnny brachte es total (gibt es nicht auf youtube, nur in Einzelstücken).
Das "John" von John Lennon und Chuck Berry´s "  Bye Bye Johnny" begründete meinen neuen Identitätsnahmen "Johnny". Alexander S.(dazu kommen wir noch) änderte ihn später in "John" ab, weil das ernster klang. Dabei blieb es bis heute.

Wie gesagt, die Beatles leuteten die Kulturrevolution ein. Man sagte damals über sie, sie wären hässlich wie die Nacht, sie würden sich auf dem Boden wälzen und nur yeah yeah yeah schreien. Kein Vorbild also. Das Markenzeichen neben der Schreimusik war die Pilskopffrisur, die ich besonders liebte und haben wollte.

Was aus so Leuten wird, konnte man in dem Film "der Pauker" mit Klaus Löwitsch (als Schüler) und Heinz Rühmann (als Lehrer) sehen. Nicht systemimmanente Revoluzzer sind letztlich kriminell oder sie werden es zumindest, wenn sie es nicht sowieso sind, wegen der Beschaffensnotwendigkeit. Wir lernen: wenn man sich mit Kritikern nicht lange aufhalten will kriminalisiert man sie einfach.
 
Wenn wir Schüler das Haus verließen, kontrollierte man uns ob unsere Haare auch hoch gekämmt waren. Das war eine Vergewaltigung. Vom Leiter Wanke (wegen ihm musste ich das Internat verlassen) lernte ich das Politik ein dreckiges Geschäft wäre, obwohl er zugeben mußte, das er ja selber Internatspolitik betrieb. Er hatte nach eigenen Aussagen im Krieg gebetet, wenn Gott sein Leben retten würde, dann würde er anschießend für Gott arbeiten. Ich hatte nie das Gefühl, das ihm das Freude machte. Zu dieser Arbeit gehörte es nicht mich zu retten. Retten ist übertrieben, einfach mich gut zu managen. Er versuchte es zu ruinieren. Er schmiss mich aus dem Internat.

In diesem 1.Internat hatte ich einen Erzieher (Rothe) der sagte einmal vor allen Schülern abwertend über meinen Freund Alex und mich: "Siehe Beck- wird nie Doktor, siehe Trettin- wird nie Doktor". Was mich betrifft: Rothe wird heute nicht mehr leben, sonst könnte er meine 400 Seiten dicke Dissertation lesen. Rothe selbst war übrigens kein Doktor. Was Alexander heute macht weiss ich leider nicht. Vielleicht wurde auch er Doktor. Meine damalige Freundin war Kirsten Damerow in Königstein.
 
Im 2. Internat nah an der A1 hatte ich eine Erzieherin mit Namen X die für den 3. Stock zuständig war. Sie lebte mit ihrem Mann zusammen in der Erzieherwohnung unseres Stocks. Ihr Mann war der Erzieher des 2.Stocks, hatte also mit mir eigentlich nichts zu tun. Die Stockwerke hatten schöne Mehrbettzimmer (2 bis 3).

Um 20 Uhr mussten wir alle in unseren Betten schlafen. Natürlich waren wir noch wach und so war es üblich, dass sich Schüler besuchte. Es gab also einen regen Verkehr zwischen den Zimmern. Auch ich beteiligte mich daran. Da wir kein Licht anmachen konnten und nur dünne Pyjamas hatten, schlüpften wir natürlich in irgend ein Bett. Das waren dann also jeweils 2 Jungs in einem Bett. Meist wurden Witze gerissen und so ein Witz hatte es nun mal an sich, das man anschließend lacht, manmchmal zu laut.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Herr X, der Mann von Frau X der gar nicht mein Erzieher war stürmte in den Raum und schrie:" Ihr schwulen Schweine" und schlug auf mich ein, dass ich unter dem Tisch Schutz suchen mußte. Immer wieder schrie er das Wort "schwul" (ihr schwulen Schweine) und verdrosch mich weiter unter dem Tisch und ich wußte gar nicht was schwul überhaupt war? Als ich dann in meinem Zimmer war, hätte ich mich am liebsten umgebracht. Auf jeden Fall wollte ich am nächsten Morgen nicht wieder aufwachen.

Mir ging es extrem dreckig. X war ein starker Raucher und hatte ein hartes teils rotes Gesicht. Er war ein Schläger! Auch dieses Internat war kirchlich. Viel Mitgefühl habe ich auch dort nicht erlebt. Meiner Mutter erzählte man ich sei möglicherweise bi-sexuell. Als ich einmal mit einem Mädchen sprach und ihr erklärte, dass ich nicht an Gott glauben würde ging die blöde Kuh sofort zu ihrer alten dürren verknöcherten Erzieherin und verpetzte mich. Am nächsten Tag musste ich zum Internatsleiter, der mich in einer Weise anschrie, das ich wirklich kein Wort verstand. Er war wohl Prothesenträger. Ich ließ es über mich ergehen und verlies den Raum nach dem er mit dem Schreien aufgehört hatte.
 
Ich war definitiv kein Kind für eine Kaserne. Ich ging auch später nicht zur Bundeswehr und Männergesellschaften mochte ich per se nicht. Mich interessierten mehr Mädchen.
Auch meine Mutter unterdrückte meinen Wunsch nach längeren Haaren. Aber die harmlosen kurzen Haare, die nur nach vorne gekämmt waren(Vokuhila) wurden allgemein immer länger, bis sie Schulterlang waren. Die neue Kultur war letztlich nicht aufzuhalten.1970 hatten alle lange Haare. Ähnliches hatten die Amerikaner schon mit Elvis Presley und dem Rock`n Roll und später mit dem Twist durchgemacht. Und dann ab 1963 in Europa mit den Beatles. Zurück zu den Beatles: Die Beatles brachten dann die ganze Palette, von "Twist and Shout" bis zu "Maharishis TM- Meditation". Zudem: Paul McCartney sagte einst "wenn man einmal LSD genommen hat, ist die Welt danach nicht mehr so wie sie vorher war".

Heute sind wir wieder dem "Style-Terror" ausgesetzt, so wie die Damen-Kultur in den 50er Jahren (Kraftwerk-Video: Sie ist ein Modell). Auch heute wieder muss man den richtigen Jahresstil tragen. Man lacht über das was man letztes Jahr noch mochte. Wir sind also wieder in den Händen der Kulturindustrie, die vermarkten will. Und da haben wir uns selber reinbringen lassen. Das politische Bewusstsein ist futsch- reichhaltige Pause.

Manchmal finde ich es gut, dass ich 64 bin und nicht so dumm wie manche Menschen mich heute haben wollen. Vieles wurde bewegt und verändert, definitiv sind wir erheblich freier geworden, aber gerade auf dem Höhepunkt der Freiheit promotet man wieder alte Klischees. Die Zweierbeziehung mit der obligatorischen Eifersucht, das schnelle Geld statt sozialer Gesellschaft. Die geradezu sprühende Intelligenz der 60ger Jahre ist der Vermarktungsideologie der heutigen Zeit gewichen. Die SPD ist nur eine linkere CDU. Die Grünen sind verbürgert. Irgendwie sind wir mit Beginn der 90er allmählich in ein neues Mittelmass zurück gerutscht.

Die politischen Kommunen waren Labore für die Entwicklung eines freien Lebens.Deshalb waren sie so wichtig.Beste Dokumentation:die Kommune 2 "Politisierung des bürgerlichen Individums".Damals gab es noch keine Reich-Therapeuten in Deutschland,sprich mich gab es noch nicht in Therapeutenfunktion.Leider hat sich da auch nichts nachhaltiges sonst etabliert.

Die 60er Jahre waren also anders. Man wollte äußere und innere Verhältnisse ändern. Das Medium dazu war Theater und Musik. Beim Living Theatre gab es keine Bühne und kein Publikum mehr. Man spielte im Publikum und mit dem Publikum. Man wollte Arbeit und Privat näher zusammen bringen. Man wollte wenn möglich zusammen leben und arbeiten. Man wollte nicht mehr entfremdet arbeiten, die Arbeit sollte für die Menschen und nicht für einen Chef sein. Kurz: Man wollte extrem mehr Freiheit und Demokratie. Reich nannte das " Arbeitsdemokratie" und meinte das diese Funkton angeboren sei.

Und man wollte mehr Experimente. Man wollte Erfahrungen sammeln. Das Ganze war ein ganz neues System. Auch bei der Musik gings nicht darum, dass sie gut klang, sondern das man Spielfreunde hatte. In der Band von Captain. Beefheart wurde sogar verlangt, dass niemand ein Instrument spielen können sollte. Andy Warhol machte Filme mit nur einer Einstellung. Man hatte ein natürliches Verhältnis zu Drogen und lernte aus den Erfahrungen mit ihnen. Man betrank sich nicht so sinnlos wie heute. Viele jedenfalls nicht.
 
Am 2. Juni 2017 jährte sich der 50. Jahrestag des Todes von Benno Ohnesorg, durch den die 68er Revolte begann. Sie führte letztlich zur sexuellen Revolution (Beate Uhse erstritt vor einem Kölner Gericht das Recht auf den Orgasmus) es kam die Pille, die Frauen befreiten sich und es gab das Sterntitelblatt "Wir haben abgetrieben" (Stern, 6. Juni 1971), Wilhelm Reich: Die Funktion des Orgasmus (KiWi 1971), Sexualität und Gesellschaft, Orgon, die neue Energie!
  
Anfang der 60er Jahre war meine Kindheit, die sich vorwiegend in Nümbrecht ereignete vorbei. Mein Vater starb früh mit 56, wurde also auch nicht 64 und mein weiteres Leben fand in Köln statt.

Mein Nachbar Klemens (er starb mit 50) führte mich in die Kölner Clubs ein und in alles was damit zu tun hatte. Nach einer AN 1 von ihm malte ich die ganze Nacht an einem Portrait.

Mein Freund Achim und ich (Achim und Achim) erfuhren, dass ein Freund von uns, der Gerd, der immer ein philosophisches Buch unterm Arm hatte, inzwischen in Frankfurt war. Er machte manchmal kleine Lesungen im Park. So las er  Antoine de Saint-Exupéry`s „Der kleine Prinz“, wo es die Geschichte mit Hut gab, der eigentlich eine Schlange war die einen Elefanten verschlungen hatte. Es ging darum, dass der eine nur Oberflächlichkeiten sieht (das ist ein Hut), während "das reine Herz" die Realitäten klar erkennt (Schlange anstatt Hut).

De Saint-Exupéry war im Krieg Aufklärer ( Pilot) und verschwand unerklärlicher Weise. Erst vor kurzem fand man jetzt seine Maschine. Er war in den letzten Kriegstagen verunglückt.

Wir trampten also 1966 nach Frankfurt und kamen in eine SDS -Wohngemeinschaft. Ein Mädchen fragte mich: "Bist du Genosse?" Ich wußte nicht was das war und sagte vorsichtshalber "Nein". Peinlich, denn ich war im Herzen der politischen Bewegung Frankfurts und wußte nicht was ein Genosse war. Ich lernte damals Thomas Weisbecker kennen. Er machte harmlose Agitations-Aktionen in Kirchen. Er wurde später von der Polizei in Berlin in einen Hinterhalt gelockt und erschossen, ähnlich wie Ohnesorg und Georg von Rauch.

Rauch wohnte in der Wielandkommune, die interessanterweise von Otto Schilly (dem späteren SPD Innenminister) angemietet wurde. In meiner 69er Berliner Zeit ging ich gern in die Wielandkommune, weil die die größte Badewanne aller Kommunen hatte. Die selbstgebauten K1- Duschen funktionierten nie. Der V-Mann Peter Urbach holte im November 69 sein Werkzeug aus der K1 ab. Ich wußte nicht das er ein Spitzel war und den Demonstranten vor dem Springer Hochhaus 68 die Mollies unterschob. Somit war es der Verfassungsschutz selbst, der die Brände verursachte. Die Studenten wurden nur benutzt.

Es gibt seit Jahrzehnten ein Thomas Weisbeckerhaus für selbstbestimmtes Leben, nahe dem Willy Brandt Haus in Berlin Kreuzberg.Willy Brandt und Wilhelm Reich kannten sich aus Norwegen. Brandt war da Versuchsperson zu seinen Studien von Lust und Angst. Auch das Betanien in Berlin Kreuzberg wurde zum "Georg von Rauch Haus" umbenannt.

Meine Beate wohnte dort direkt gegenüber, letztes Haus vor der Mauer und wir richteten 1981 dort im 3.Stock! unsere erste Orgonakkuwerkstatt ein (enger Seitenflügel, kein Lastenaufzug).

Der Bassist der Scherben Kai Sichtermann ist der Bruder von Barbara Sichtermann. Ich lebte 71 eine Zeit bei den Scherben, als sie noch in Kreuzberg am Gleisdreieck wohnten. Sie hatten gerade wieder das Doppelalbum "Keine Macht für niemand" neu aufgelegt und brauchten Geld.

Sie hatten dort 2 Etagen übereinander. Nachts pokerten sie immer und hörten alte Schlagersingels aus den 50er Jahren. Einmal morgens, keiner war schon auf, kaufte ich Brötchen, Käse und Milch. Ich stellte es in die Küche, ging kurz pinkeln und als ich wieder kam war alles weg und niemand zu sehen.

Ich kannte die Scherben schon von früher. 1970 nannten sie sich noch  "Rote Steine" und machten Aktionstheater. Straßentheater und Musik gehörten damals zusammen, in Berlin wie in Köln und ich gehörte zu der Bewegung. Ich war politisiert.
 
Achim war Künstler. Er lebte mit seiner Mutter 67 in der Kölner Friesenstraße, also Kölner Innenstadt. Trotzdem war das Haus alt. Achim wohnte in der letzten Etage. Es zogen immer mehr Prostituierte in dieses Haus, sodass wenn man hoch stapste die Türen aufgingen und die halbnackten Mädchen rausschauten. Nett.
Zwischen Hauptteil der Wohnung und einem weiteren Zimmer lag der Treppenhausflur. Achim hatte dort sein Zimmer. Wir spielten dort wilden Flötenpunk und wenn es gar allzu laut und wild war, kam die Mutter rein und sagte: Ihr habt wohl wieder was geraucht. Was uns damals verrückt machte waren die Doors, eine Offenbarung!

Mit meinem Freund Klemens machte ich 66 eine Radtour nach Juist. Das erste mal das Gefühl selbstgesteuerter Freiheit. Ich kaufte mir sofort eine Stange Gauloises und erlebte das Rauchen wie der Mann von der Malboro-Reklame. Ich erlebte, wie der Piratensender Radio Caroline  seinen Sendebetrieb eines Nachts um 0.00 Uhr einstellte. Das letzte Stück das lief war "Day in a life" (Sgt. Pepper) von den Beatles, dann nur noch Rauschen. Gespenstig.

Ich verliebte mich damals zuerst in Isa von Laar, dann in Jutta im Brahm. Jutta besuchte ich zu Hause und sie kam auch mit nach Köln und wollte Liebe
 
Achim und Pömpi (ein etwas seltsamer Name für einen so smarten Jungen) waren meine bevorzugten Freunde im neuen Köln. Beide Pömpi und Achim verlor ich völlig aus den Augen. Jutta leider auch. Was macht sie wohl heute?

Der damalige Star in Köln war Heinz Michels, der eine Meditationsschule gründen wollte. Damals etwas ganz neues. Der Film der uns alle umhaute war 2001 Odyssee im Weltraum.

Schon zur Schulzeit bekam ich ein Begabtenstudium an der Rheinischen Musikschule und der Vater von Pömpi war ebenfalls Musiker im Kölner Rundfunkorchester des WDR und mit meinem Dozenten F. befreundet. In der Musikschule lernte ich auch Prof. Kaskel ( Holger Czukay von den Can studierte bei ihm) kennen, der mit Stockhausen zusammen arbeitete.

Damals war der U-Bahntunnel Neumarkt in Köln noch im Rohbau. Dort fand für 3 Tage ein Undergroundkonzert statt. Veranstalter war die Undergroundfilmgeruppe Xscreen. Viele Gruppen spielten, es wurde viel geraucht und Lightshows waren voll im Gange. Eines Abends sperrte die Polizei die Ausgänge ab. Um einer Kontrole zu entgehen mußten wir aus einem Gang ausbrechen. Das gelang und ich war wieder mal gerettet. 30 Jahre später gab es im Stadtgarten Köln eine Veranstaltung dazu. Ich hatte ein Referat zu Wilhelm Reich 1968
http://joachim-trettin.homepage.t-online.de/dana.htm

Die Can kündigten 1969 für ein Sommerkonzert an, dass auch jeder mitspielen dürfte. Das war damals so üblich bei Undergroundmusik. Also versuchten meine Freunde (das war schon die Kommune Horla) das Beste beizutragen  Doch man sagte, das Management hätte das nur auf die Flyer geschrieben. Und wenn, dann müßte man ja sein eigenes Equipment mitbringen. Im Nu schleppten wir eine Anlage herbei und unser Freund der Gitarrist von Vinegar war so gut, dass jeder von Can seinen Verstärker ausstellte. Der Sänger Malcolm Mooney bekam daraufhin eine Nervenkrise und ging zurück nach New York und wurde Lehrer. Der Gitarrist Michael Caroly mit dem ich noch Silvester 1969 feierte wurde auch nicht 64 sondern nur 53 Jahre.

Pömpis Familie lebte anders. Es gab 4 Kinder und keine finanz. Rücklagen, was ich bis dahin aus gut bürgerlichem Haus als unmöglich erachtet hätte. Doch der Familie gings gut, sie wohnte auf der Ecke Zülpicherstr./Gürtel in Köln. Sie waren liberale Humanisten. Als es mir einmal schlecht ging habe ich mehrere Tage in Pömpis Zimmer gelebt. Ich hatte vom Schlagzeugspielen einen ganz dicken Arm und glaubte schon, dass ich nach einer Amputation nicht mehr Schlagzeuger sein könnte, und das gerade zur Zeit von Pink Floyd und Jethro Tull, die ich die ganze Zeit bei Pömpi hörte. Abgefahren. Die Familie gab mir ein Zuhause und ich verlor ein Stück meiner bürgerlichen Arroganz. Mein Zustand war eher hysterischer Art, kein medizinischer Fall. Es war lediglich ein verspannter Arm, vielleicht wollte ich auch gar nicht mehr nach Hause.

In Köln ging ich weiter zur Musikschule. Das Schülerlokal die "Rolltreppe", eine straßenüberspannende Glaslokalbrücke zum Hahnentor spielte als Straßenbahnkreuzung eine wesentliche Rolle für die Kommunikation. Das war ein Platz für Meetings. Hier traf man sich, vor allem Schüler nach der Schule.

Dort lernte ich Jürgen Zeltinger kennen der später einmal ein bekannter RockStar in Köln wurde. Damals war das noch anders. Er hatte noch keine Band und wollte immer das ich bei ihm Schlagzeug spielen sollte. Man sagte mir, dass man ihm nie Nein sagen durfte. Das hätte gefährlich werden können. Zeltinger war impulsiv. Also sagte ich immer ja. Eines Tages wollte er irgendwo in Ehrenfeld eine Gitarre zurückbringen und ich sollte mitgehen, was ich tat. Das war die Christian Schultstr.5, die in meinem Leben noch eine besondere Bedeutung haben sollte.

Dann gabs da noch die Gaby. Sie wohnte in Köln- Buchheim mit ihrer Mutter, sie war eine Kommilitonin. Auch hier konnte man sich immer aufhalten wenn man ein Freund von ihr war. Sie studierte Gesang. Sie sang später bei einem Auftritt meiner Band "John Tobolks Ltd." Das Band-Auto war bunt bemalt und bei der Abfahrt als es regnete färbte sich der Asphalt wie ein Regenbogen. Was für ein Abgang!

1972 war ich Werksstudent bei Ford. 74 gab es den großen Fordstreik, den größten in Deutschland. Nach 40 Jahren gab es eine Gedenkfeier. Die fand genau in dem Raum in Köln-Kalk an der Kirche statt, in dem ich fast vor 50 Jahren meinen ersten Bandauftritt hatte. Ich fasse es nicht. 3 Realitäten begegneten sich. Wow

Und dann gab es noch 2 Musiker, die auch bei einem Auftritt bei mir spielten. Das war der rote Fuss am Bass und Ralf Mager als Gitarrist von der Band Action-Set. Fuzz spielte später Straßenkonzerte mit Klaus dem Geiger. Klaus von Wrochem (Tabanakel). Ich verlor beide aus den Augen. Bei Ralf spielte Werner Fauss Schlagzeug, der Jahre später Schlagzeuger erst bei Zeltinger, dann bei den Lords wurde. Fauss wurde auch keine 64, er starb mit 62 Jahren.

Ralfs Mutter hatte ein 3-stöckiges Haus in Köln- Mehrheim mit eben einem großen Keller wo wir von den Bands spielten und tagelange Feeten an Wochenenden feierten. Auch mit der Tochter von Peter von Zahn, die ich übrigens sehr süss fand. Sie stellte mich mal ihrem Vater vor. Nie hab ich jemals wieder einen aus dieser Clique wiedergesehen, außer Winfried Bode, ein Urgestein der Kölner Rockszene den ich durch Gaby kennenlernte.

Bruno Goldbach, der war eine Marke für sich. Er wohnte in dem Haus Ring/ Maastrichterstr. Köln Innenstadt. Er war Gitarrist. Als ich eines Morgens anstatt zur Schule zu gehen ihn besuchte und in einem Sessel saß, sagte er plötzlich "das ist genau der Sessel in dem damals Eric Clapton saß, als er hier im Star Club Köln spielte." Wahrheit oder Erfindung- ich weiß es nicht. Wir liebten Blues und hörten John Mayall und diskutierten das Gitarrenspiel der verschiedenen Gitarristen.

Kurze Zeit später spielte Hendrix in der Kölner Eissporthalle, ich hörte ihn dort und abends in dem Club Storyville. Hier spielte er Bass und Noel Redding Gitarre.

Bruno hatte die irre Idee einen Club in seinem Keller zu machen der enorm gross was, da seinem Vater das ganze Haus gehörte. Jedenfalls sagte er das. Der Club ohne Klo wurde ein Geheimtip. Das war echter Underground. Doch den Club gab es nicht lange,. Eines Abends schlug jemand den ganzen Club zusammen. Ich weiß wer es war aber sag es nicht.

Wir zogen um in den Jim Beam Club, nur einige Häuser weiter, nähe Brüsseler Platz. Hier gab es große Wohnungen und viele Projekte, u.a. wohnte der Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann da und auch der Manager der Amon Düül 2, Eric de Fürstenberg.

Der brachte mich zusammen mit der Theatergruppe POL (und dann folgte noch ein irrer langer Namen). Sie wollten ein Theaterstück in Manchester aufführen nach Otto Muehls Aktionstheater. Dick Städler und Theo König gehörten damals zu Pol.

Muehl machte sehr unappetitliches Theater. Menschen beschmierten sich mit Kot, bepissten sich, hatten Geschlechtsverkehr auf der Bühne oder schlachteten dort Tiere. Wie die Inszenierung von Pol aussah, weiß ich nicht, aber ich glaube es war nicht so schlimm. Muehl war Österreicher und Deutsche sind (Gott sei Dank) doch eher prüde. Aber es ging mehr um den Grundgedanken, sich von allen zu befreien wovor man Ekel hat und das als Kunst. Ich sollte Muehl selber noch kennenlernen.

Ein anderer Mann den ich später noch kennenlernen sollte war Rolf-Ulrich Kaiser, der das Ohr Label gründete, machte 1968 "die Essener Songtage" wo die besten internationalen Bands spielten. Rolf Ulrich Kaiser sollte für mich noch mal sehr wichtig werden. Dort traten u.a. auch die Düüls auf und ich sah zum ersten mal Uschi Obermaier, die Freundin des Schlagzeugers der Düüls, Peter Leopold. Die Düüls waren eine ursprüngliche Hippiegruppe und bei diesen Gruppen konnte man frei mitspielen.

Dasselbe tat ich bei Guru Guru in Darmstadt, die damals noch Jazz machten. Anschließend ging es in das Waldhotel in Jugenheim (Darmstadt), einem alten heruntergekommenen Hotel, das abbruchreif war. Da traf ich zum ersten Mal Chris Karrer von den Düüls. Insider wissen was in diesem Hotel lief und andere brauchen es auch nicht zu wissen.

Jemand sagte mir und meinem besagten Freund Achim "Ihr seid nur hierher gekommen um den Meher Baba kennenzulernen (ein Guru)". Dann bekamen wir ein Kärtchen mit dem Bild des Meher Baba mit dem Spruch "don´t worry be happy." Für mich war das damals das Bekloppteste was es gab, aber heute weiß ich, dass der Spruch seine Richtigkeit hat, wenn man ihn versteht. Leider muss man dann noch eine Reihe anderer Sachen verstanden haben und Politik hinter sich lassen.

Floh de Cologne war ursprunglich eine Kabarett-Gruppe. Später machte sie Polit-Rock. Dick Städler spielte dort Gitarre und Gerd Wolschon sang. Sie hatten am Brüssler Platz 2 Etagen und wir (die Horlas) lebten dort eine Zeit. Ich weiss dass die beiden Saskia (Honey) 2005 und Gerd  (2012) gestorben sind.
https://www.youtube.com/watch?v=0iLTtVgXhbY
 
Auch das Ehepaar Plantico,das da wohnte war sehr progressiv. Wenn ich könnte würde ich mich heute für vieles entschuldigen.

Auch Wolfgang Erdle, Galerie Kloster Zündorf war für die Horlas lebenswichtig. Er lebt heute nicht mehr, aber ich denke er überquerte die 64. Ebenso Bernd Luttermann der mit dem Künstler Mani Löhe (wurde auch nicht 64) zusammen wohnte.

Wolfgang im Himmel und Bernd hoffentlich noch auf Erden, ihr ward Lebensretter. Immer für uns da. Ich weiss dass das nicht einfach war. Aber die Horlas waren auch ein Vorbild für die damalige Zeit. Hier lernte jeder zwangsläufig, ob er wollte oder nicht.

Es gab eine Band in Köln die hieß "The Misfits". Sie hatten bei den Kinks als Vorgruppe gespielt. Dort war ich Kandidat für das Schlagzeug. Der Bassist war Ralf Aurant. Bereits 67 war er politisiert (wie wir das damals so sagten). Wir machten keine Musik mehr sondern gingen demonstrieren, so gemeinsam bei dem Sternmarsch auf Bonn 1968 gegen die Notstandsgesetze.

Im Beam Club arbeitete ich bereits als DJ. Ich liebte das Mischen von Titeln und wer später meine Berliner Wohnung kannte, der sah, dass sie ein einziges Mischpult mit Aufnahmegeräten war, mit Küche und Klo. Ein späteres Angebot bei einem privaten Radiosender zu arbeiten schlug ich aus. Mein Demoband, das ich selber produzierte hatte ihnen gut gefallen.

1969 traf ich Alexander an der „Rolltreppe“. Wir gingen in seine Wohnung und es war genau die Wohnung in die mich Zeltinger ein Jahr zuvor geschleppt hatte. Er lud mich ein bei ihm zu wohnen und zum dritten Mal im Leben fühlte ich mich frei. Ich studierte damals noch immer. Die Wohnung war super, wenn auch klein. Das große Zimmer hatte sein Bruder, das kleinere wir. Sein Bruder war Student der Theaterwissenschaften, später Verleger in Berlin. Er verlegte ein Buch von mir "AAO=Fortsetzung der Politik mit anderen Mittel". Seine Name Peter Sineokow.

Und er war, wen sollte es wundern, bei POL. Er war fast nie zu Hause. Es entwickelte sich dort eine kleine Gruppe die eigentlich nur diskutieren und andere annehmliche Dinge tat. Den Sommer 68 arbeiteten 3 von uns ( ich auch) in einer in der Nähe gelegenen Zinkerei (da wird das Material hergestellt mit dem ich heute arbeite.).

Immer mehr Leute kamen in die Wohnung und blieben, auch dort zum Schlafen. So auch als der eigentliche Wohnungsbesitzer Peter eines Nachts mit Barbara Sichtermann (TV Journalistin aus Berlin) kam und die Tür nicht aufkriegte, weil man jetzt nicht nur zu dritt in seinem Bett, sondern schon im Flur  vor der Tür lag. Der, der vor der Tür schlief motzte: "Wer ist das denn " und ein anderer sagte verschlafen: "ich glaube der wohnt hier."

Absurdes Theater. Eines Morgens stand die Polizei vor der Tür: eine - Razzia. Die Wohnung war observiert worden, aber man fand nichts, Kein Rauschgift.. Ich saß auf dem Polizeirevier in Köln Waidmarkt und musste mir anhören, wie einer der beiden Kommissare (Steiner oder Krombach) zu seiner Sekretärin sagte: "Rauchen sie kein Haschisch? warum nicht? Ich rauche jeden Tag.“ In der Kölner Presse konnte man über uns lesen: Alle lagerten auf Matratzen, pornographische Bilder hingen an der Wand (was nicht stimmte) und dann versuchten sie auch noch auf ihrem Intelligenzquotienten herum zu reiten.

Trotzdem bekamen wir die Kündigung. Nach vielem hin und her in Köln, waren wir inzwischen in Köln so populär, das kein Vermieter uns haben wollte. Die Presse gab uns den Namen "die Horla-Kommune".

Köln mochte die Horlas nicht. Man wollte keine politischen Kommunen in der Stadt. Der Polizeiterror begann.
Keine Wohnung bekamen wir in Köln mehr. Die Polizei observierte uns.

Der Kölner Journalist Jens Hagen verhinderte einmal eine Festnahme vor der Kölner Mensa. Fehlende Wohnungsauflage führte zur Verhaftung. Die konnten wir aber nicht bekommen, wenn man uns das Anmieten einer Wohnung erschwerte. Den Bericht darüber konnte man in Konkret Juni 69 lesen.

 Wir fuhren nach Hannover und besuchten den Psychologieprofessor Peter Brückner. All diese Kontakte Rolf Ulrich Kaiser, Peter Brückner kamen durch unseren Freund Bruno Martin zustande, der sehr oft unterwegs war um genau solche Kontakte zu knüpfen. Barbara Sichtermann war die Freundin von Peter Brückner. Sie war für eine "objektive "also traditionelle Politiklinie. Wir für eine "subjektive "Politik (Erkenntnis, Emanzipation etc.). Peter verstand uns sehr gut und wollte mit uns zusammen ein Buch machen.

 Diese beiden Unterschiede beißen sich wie evangelische und katholische Kirche vor der Ökumene. Wir flogen mit der Lufthansa nach Berlin. Hin und Rückticket. Hin 50 DM, zurück 2 DM. Dort konnte man ohne Ausweis einreisen aber nicht mehr ohne ausreisen. Das war also erst mal Endstation. 2 Freunde wurden bereits von den Feldjägern gesucht.

Rainer Langhans (der immer sagt: Mein Thema ist das Nichts") machte uns ein Angebot nach Berlin in die K1 Fabrik zu kommen, eine große ehemalige Schreinerei mit Etagen, die Räume 180m2 groß.
Dort lebte auch inzwischen Uschi Obermaier und Langhans war zu einem Jetsetter geworden. Unsere politischen Ideen gefielen ihm gar nicht.

 Da wir aber nun mal obdachlos waren, blieben wir im Erdgeschossraum, dem schwarzen Raum ohne Fenster. Da sollte mal ein Lokal wie das Roxy in Steglitz entstehen. Wir waren inzwischen 15 Leute.

 Nach einiger Zeit wollte uns Langhans durch ein Rockerkommando aus der Fabrik entfernen lassen. Die Rocker sahen unsere Lage. viele Leute, ein Kind und 1 Topf mit Kartoffeln und sie waren enttäuscht das es nichts zum Schlägern gab.

 Ab da waren sie permanente Gäste im 2.Stock (K1), die damals eigentlich nur noch aus Langhans, Uschi und ein paar Unbekannten Leuten bestand.

Wir zogen in den 1.Stock,die LinkEck-Etage.
Der Stern machte damals eine Reportage über Uschi, die Düüls waren da und andere Gäste aus der Frauenkommune Giselastr. aus München

Als das Wort "Lumpenproletariat" fiel war es aus. Später hieß es in der Presse: Uschi bekam eine Ohrfeige, die Düüls verloren 4 Zähne. Das war das Ende der K1. Noch am selben Abend fuhren Uschi und Rainer nach München. Frage: Wer von den google/facebooklesern war in dieses Geschehen irgendwie involviert?


Wir hatten zwar jetzt die K 1 Fabrik, waren inzwischen 16 Leute, aber ohne Geld und auch keine Aussicht darauf. Zuletzt kamen Rainer O. und Janett B. von den Amon Düül zu uns.

 Bruno wollte eine Zeitung herausgeben. Letzlich gingen aus den Horlas 3 Publizisten hervor (Martin, Sineokow und Trettin ).

In dieser Zeit kam wieder Rolf Ulrich Kaiser zu uns und machte Interviews mit einem tragbaren Rekorder. Daraus wurde ein Buch:"Fabrikbewohner" (Droste Verlag Düsseldorf). 1970 lief diese Sendung  im Radio auf WDR3 im Sommer im Nachmittagsprogramm. Er glaubte, die Horlas wäre eine Gruppe unter anderen, aber wer die Horlas wirklich kannte, wußte das die Horlas einmalig waren, mit starken Mitgliedern. Radikal bis zum Gehtnichtmehr.

Um die Genitalien frei zu haben liefen wir einmal alle nur mit weissen Bettüchern durch die Strassen. Wir entwickelten eine Mode, dass man im Nu das Genital und den Po frei hatte ohne die Hose ausziehen zu müssen, ein Herausnehmbarer Po- und Front Einsatz.

Wir waren Gig-Piraten. Wo eine Band spielte stöpselten wir vorher ein und machten eine, alle mehr begeisternde Musik, als die darauffolgende Band drauf hatte.

Weil wir herausgefunden hatten, dass die Polizei uns nur herausgriff wenn wir vereinzelt waren, waren wir immer als Gruppe zusammen. Wir waren die 1.politische Kommune, ohne festen Wohnsitz, die Gang-Charakter hatte- Polit-Nomaden, eine Stadt-Gang, eine Gang die man liebte, aber auch fürchtete. Den Horlas war nichts heilig, auch wenn ihr Motto "Himmel auf Erden" war.

Wir gingen durch unsere kindlichen Traumata. Einmal fuhren wir mit unserem Buss zu einem unserer Eltern und verprügelten die ganze Familie etc.. Ich könnte ein Buch darüber schreiben und vielleicht mache ich das auch mal um den Charkter einer Emanzipation innerhalb der Gesellschaft zu zeigen. Das Politische daran ist es. es zu tun. Do it!Zeig wer du bist und befreie dich spontan. Die gesellschaftlichen Zusammenhänge werden dann spontan klar. Auch heute noch gut obwohl viele Horlas sich sicher heute davon distanzieren würden. Ich aber nicht. Die Horlas werden nächstes Jahr 50.


Rainer Langhans wollte mich nicht in der K1 Fabrik anmelden. Das tat dann ein Polizist stellvertretend. Ich muss sagen die Polizei in Berlin war da schon weiter als die in Köln, wo man eher das Gegenteil tat. Die Polizei in Köln meldete mich (bei meiner Mutter ) wo ich einen festen Zweitwohnsitz hatte, ab. Ich bekam das erst raus, als ich meinen Führerschein machen wollte. Ohne festen Wohnsitz konnte man eingesperrt werden und natürlich auch keinen Führerschein machen.


Ich fuhr seit dem 16. Lebensjahr öffentlich auf der Strasse. Bruno Martin sagte einmal "Mensch John, das ist eine 50er-Zone und Du rast hier mit 80, pass mal auf, sonst stoppt dich eines Tages die Polizei.
War mir egal. Freie Strasse, freie Fahrt.


Als ich meinen Führerschein beantragte hatte ich schon mein 3. eigenes Auto. Einmal stellte mir die Polizei auf der Autobahn A3 sogar ein stellvertretendes Papier für weitere Kontollen aus. Ohne Unfall gut gefahren und durch alle Kontrollen gekommen. Ich war gut. Als ich einparkte, kam mein Fahrschullehrer aus der Behörde. Er schaute nach rechts, ich nach links als ich reinging. Ich meldete mich an und machte meinen Führerschein fehlerlos.

Die Kinderzeitung:
Als ein Junge einmal fragte; "warum hast du denn so lange Haare reichte es H-R.. Er kreierte die Kinderzeitung Nr.1. Eine Zeitung nur für Kinder (Wir verstanden uns selber als Kinder). Diese 1.sogenannte Zeitung war ein DinA4-Blatt mit 4 Bildern.

Bild 1.Vater und Sohn stehen zusammen. Der Vater sagt zum Sohn "deine Noten werden immer schlechter und deine Haare sind auch zu lang. Schluss mit der Gammelei. Du gehst jetzt zum Fiseur."

Bild 2: Gedankenblase. Der Sohn denkt diesmal lasse ich mir das nicht gefallen.

Bild 3: Eine Staubwolke aus der nur eine Faust und ein Bein herausragt und jetzt

Bild 4. Man sieht den Vater nackt mit seinem Penis. Der Sohn hat in der Hand eine Schere, der Penis dazwischen. Er will dem Vater den Penis abschneiden, denn

 und so der Kommentar: "WER DIE HAARE NICHT EHRT IST DES PENIS NICHT WERT"

Hier wird die Kastration angesprochen, die den Kindern aufgezwungen wird. "Schärfer" geht es nicht mehr. Das ist der Punkt der sexuellen Revolution. Haare stehen für Freiheit. Free Flag Flying (wehende Haare).

Wir druckten das damals im Republikanischen Club (RC) in Köln. Darauf hin liess der Kölner Staatsanwalt Schaeben den RC durchsuchen. Das ging durch die Presse und Heinrich Böll solidarisierte sich mit uns.

Die 2. Kinderzeitung war schon härter (wohl kaum möglich aber doch). In der ZK 2 geht es um die gewaltätige Sexualität der Eltern im Schlafzimmer. Die Tochter Inge steht vor der Tür, ist beunruhigt durch die Geräusche, die aus dem Zimmer hinter der Tür kommen und hört sich das an.
http://www.trettin-tv.de/orgon/horla.htm.   Im Sinne des Presserechts wird diesmal Schaeben als verantwortlich angegeben, was in gewisser Weise stimmt.

 Was hier auf dieser Edition von mir aus den 90ern abgeschnitten ist, ist der abschließende Satz:
"Der Vater ist ein alter Sack, die Mutter eine olle Funz- schlagen wir Ihnen den Schädel ein, dann gehört Köln endlich uns- den Kindern"

 Psychologisch verständlich, politisch nicht umsetzbar, pädagogisch zweifelhaft. Doch diese Realtität, das sollte man nicht vergessen ist Realität. Es gab 6 Ausgaben der Kinderzeitung, die ich zum Schluss bei den Planticos editierte.
Die Matrizen wurden mir in der AAO München 1977 entwendet und sind für immer verloren. Die letzte Ausgabe war sehr friedlich. Ähnlich wie bei Freud war jetzt alles im Bereich der Phantasie. In der Phantasie wurden die Kinder stark. Nicht mehr in der Realität. Das traf auf uns zu.

Was war passiert: Wir selber hatten unsere Stärke verloren. Ein Autor erlitt einen Nervenzusammenbruch. Die Gegenseite war zu stark. Bei allem fehlte uns das Geld, weil wir uns nicht vermarkten wollten. So war das..........

In Köln wurde aus unserem Mensabücherstand mit dem Plakat
"die Polizei hat uns in ihrer Brutalität erkennen lassen, das Eigentum Ballast ist. Wir enteignen uns, helft uns uns zu enteignen."
Ein Buchladen, das "Politische Buch". Alle Beteiligten wohnten in einem Gebäudekomplex von 6 großen Wohnungen nah der Uni. Meine Tochter gab es inzwischen auch schon und oft war sie in dem Laden und wurde liebevoll von allen betreut, wenn ich anderes zu tun hatte.

 In dieser Zeit von 72 bis 74 hatte ich viele Freundinnen, von denen ich nicht weiß wo sie heute sind. Der beste Sex meines Lebens. Die Zülpicherstraße mit der alten Mensa und den anliegenden Straßen, Weyerthal, Palantastr., das Keldenich etc. waren mein Zuhause. Ein ganzer Lebensabschnitt fand hier an der Uni statt. Meine Zeit im SDS. Als mein Freund Rolf Hampf den Buchladen nicht mehr machen wollte, ging er nach Hamburg. Ich hab nie wieder was von ihm gehört.

 In der Arbeit in den Betrieben hab ich gelernt, dass es keine Arbeiterklasse gibt. Es gab vor allem junge Arbeiter, die gegen die Kultur der alten Arbeiter standen. Hier schloss sich der Kreis, der im Internat begann. Wir lebten in einer Kultur-Revolution. Genau so wie ich 67 stolz darauf war politisiert worden zu sein, verlies ich jetzt die Politik aus Überzeugung. Politik hat den Nachteil nach Macht zu streben. In der Realpolitik kommen die Ideale unter die Räder und man wird anfällig für Korruption. Das passiert überall. Überall. Auch mir wäre das passiert. Letztlich gibt es nur Realpolitik.

 Reichs Massenpsychologie entdeckte die Arbeitsdemokratie. Arbeitsdemokratie glaubt an die Abläufe der Arbeit, Politik nur eine Mehrheit zu gewinnen. Für mich fing der neue Prozess mit der Erziehung der Kinder an. In Köln machte ich 74 mein Vorpraktikum in dem Kinderladen Flora in Köln am Ebertplatz, den es heute immer noch gibt.

 Nach München kam ein alter Reichschüler, Dr. Walter Hoppe um hier seinen Lebensabend zu begehen und hier zu praktizieren und zu lehren. Ich ging also nach München um bei ihm zu lernen. "hier fängt jeder als Patient an", war sein Credo" und so wurde ich Patient, aber lernte Orgontherapie die ich in meinem neuen Kindergarten anwenden konnte.

Von der Kindertherapie kam ich zur Eltern, bzw. Erwachsenentherapie. Später in Berlin arbeitete ich für den Berliner Senat in der Familienhilfe. Kaum jemand weiß, dass die praktische Politik bereits 67 mit der Heimpolitik anfing. In Köln gab es beispielsweise den SSK und in Berlin die "Berliner Gesellschaft für Sozialarbeit" (BGfS). Jetzt erst einmal in München arbeitete ich im Oberföhringer Kinderhaus.
Diese Zeit begründete letztlich meine Berufsperspektive. Christine Hohenberger, Andrea Süss,  Eva Pampuch, Vilma Halt (wie Stop) sind die einzigen Namen, die bei mir noch im Gedächtnis sind. 4 bemerkenswerte Frauen, für mich unerreichbar geworden.

Hier traf ich zum 2. Mal auf Otto Muehl. Aus einer Hippikommune hatte sich ein Komplex von insgesamt 500 Kommunarden entwickelt. Ursprünglich als Therapiekommune wurde daraus eine Organisation mit strenger Hierarchie, die AAO. Zuerst wohnten wir bei Freising, 30 km vor München. Es war das Haus der Musikgruppe Embryo das wir jetzt bewohnten. Das war eine schöne Zeit. Allerdings kamen die Wiener immer öfter auf ihren Reisen nach Deutschland vorbei und wenn man einen klaren Kopf hatte erkannte man schnell, das diese Leute brachial -primitiv und gefährlich waren. Muehl war 20 Jahre älter als die anderen, hatte ihnen 20 Jahre voraus. Ein Häuptling (Muehl), der Rest unterdrückte Untertanen. Es gab gemeinsames Eigentum, Promiskuität, gemeinsame Arbeit- und Leben, Therapie, aber in der AAO gab es auch eine Nummern-Hierarchie. Zuletzt behauptete Muehl, die AA Menschen wären die ersten Menschen überhaupt. Alle anderen "DeTies", denkende Tiere. Aus der Emanzipation und der Kommunebewegung war Faschismus geworden.

Wir bekamen den Auftrag das schöne Embryo-Haus zu verlassen und in die Schwanthalerstr. Innenstadt München (Stachus) zu ziehen.
Das war eine ehemalige Kleider- Fabrik mit 3 großen Etagen im Hinterhof. Vorne war ein Eisentor. Das war immer abgeschlossen. Wir vergrößerten uns auf 30 Personen. Nur ich hatte es gut, ich hatte gelernt und erklärte mich zum Küchenchef auf Grund meiner 3Punkte Fachkenntnis. Ich war der Chef und hatte den Bus zum Einkaufen und den Schlüssel zum Tor. Ich war der einzige der rauskam. Ich sperrte die Küche und Speisekammer für jeden ab. In der Zeit als ich in Wien in der Praterstr. war (Muehls Wienwohnung.) arbeitete ich mit für das Buch der AA.

 Ich verließ dieses Spinnennetz und schrieb mein eigenes Buch über die AA. „AAO=Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“.

Nachdem ich in München wieder keine Wohnung bekam folgten 15 weitere Berlinjahre. Ich begründete ein Wohnprojekt mit 12 Wohnungen wo allerlei stattfand, aber vor allem der Bau des Reichschen Orgonakkumulators in einem Kellergeschoss des Hauses. Wir gründeten eine Filmfirma und machten eine ausgedehnte USA Reise durch 30 Staaten um Dokumentationsmaterial zu Wilhelm Reich zu sammeln.

Der Tod meiner Mutter April 1992 führte mich wieder zurück nach Köln. Ich hoffte über die Grünen für die ökologischen Projekte-Wilhelm Reichs Hilfe zu bekommen (Herzinfaktrisiko senken durch Luftverbesserung in heissen Sommern). So wurde ich Bündnis-Grüner und gründete das WRIG-Projekt (Wilhelm Reich Initiative bei den Grünen). Doch die Grünen wollten das Projekt nicht unterstützen und ich stieß wieder an die Grenzen der Realpolitik. Politik gegen Arbeit!

4 Tibeter kamen 1965 nach Europa, Trungpa Rinpoche (ging in die USA), Akong Rinpoche (er wurde später auf einer Reise durch Tibet ermordet), Chime Rinpoche (blieb in England) und Ngari Tulku. Er kam nach Köln, war SPD nah und lernte deutsch.

Richard Alpert, besser bekannt als Ram Dass, Autor des Buches "be here now", so wie andere der Beatnick Szene, z.b. Allan Ginsberg, wurden Schüler bei Trungpa. Andere wie Burroughs hatten einen Orgonakkumulator in ihrem Garten und Sanders schrieb eine Sutra auf den Orgonakkumulator. Hier kamen 2 Szenen zusammen.

Ram Dass` Buch war für mich sehr wichtig. Von der Orgonenergetik zu den inneren Energiebahnen, Chakren und zu den tibetischen Yogis.
Timothy Leary las das tibetische Totenbuch und schrieb es in ein LSD Set und Setting um, da er meinte das auf LSD genau dasselbe passieren würde wie im Totenbuch. Chögyam Trungpa (Tertön) brachte das Original-Terma später wieder neu heraus.Vorher gab es eine Erstherausgabe mit einem Vorwort von C.G. Jung. Bruno Martin übersetzte Learys Buch ins Deutsche, aber ich glaube kein Verlag brachte es heraus.

Beate lernte Ngari in Köln kennen als er als Übersetzer für einen tibetischen Lama fungierte. Ich fuhr von Berlin nach Köln, weil ich Ngaris Rat suchte.
Durch einen Zufall wollte ich ihm anschließend das Haus meiner Mutter vermieten, doch er lehnte ab und sagte, es ist noch nicht die Zeit.
In ihrem letzten Lebensjahr vermietete meine Mutter ihm das Haus und er schlug vor, dass er, seine Freundin aus Paris, meine Freundin Beate, die ihn gut kannte und meine Wenigkeit in dieses Haus ziehen sollten um verschiedene Projekte zu machen. So entstand die Bodhi Rime Gemeinschaft Weisses Herz.

Bezüglich meiner Person meinte Ngari, ich müsse unbedingt ein Institut gründen, forschen und publizieren was ich dann auch tat. Er war mein Mentor. Alleine hätte ich das nicht getan.
10 Jahre Forschung zur Temperaturdifferenz To-T, Elektroskopraten Eo-E und biologische Forschung zu den kleinen Energiebläschen Bione. Wieder mit der Hilfe von Beate, die schon mein 3-Jahres-Retreat betreute.

Aus dem "Institut für Orgontechnik und Orgonforschung" wurde das Wilhelm Reich OrgonInstitut Deutschland.
http://www.orgoninstitut.de
Es gab auch Messungen in Kathmandu und verschiedenen Plätzen in Indien, Thailand etc..

Es folgte meine Dissertation "Orgon- eine neue Physik", 2005, meine Lehrtätigkeit an der AMRI Hochschule Kanada, die Orgonpraxen in Berlin und Köln.

Ngari Tulku starb 2008 in Köln. Er ist nur 63 Jahre alt geworden.

When I´m 64. Irgendwie hat das Alter einen doch erreicht, obwohl ich mich nicht alt fühle. Ich bin ein Junge.

Ich bin für viel Freiheit für die Kinder. Eltern dürfen nur ein liebender Helfer sein, was den Kindern Schutz gibt. Die Vergewaltigung fängt schon an, wenn Kinder im 1. Schuljahr auf Bänken sitzen müssen. Kein Kind will das und dass Eltern meinen ihre Kinder müssten doch werden wie sie, ist auch einfaltslos, eher sogar pathogen. Obwohl wir im  2.Teil des 20. Jahrhunderts gelebt haben, wurden 50 Prozent derjenigen die zur Therapie kamen schwerst geschlagen, nicht nur mit der Hand.

Mit 65 fängt das Pensionsalter an. Für Freiberufler ist das natürlich nur eine Zahl. Trotzdem habe ich bereits meinen Rentenbescheid zum Januar 2018.
 
Mein letztes Kapitel:
Mein Leben am Meer von Porto Garibaldi (Ferrara/Italien). Dieser letzte Platz könnte in Zukunft immer wichtiger werden, weil ich hoffe hier viel Zeit zu verbringen, dem Meer zuzuhören um meine Bücher dort schreiben zu können, z.Z. über Orgontherapie und Meditation und Politik. Ich bin inzwischen überzeugter Europäer, auch wenn die vereinigten Staaten von Europa "USE" bestimmt noch lange dauern und ich bin froh im freien Teil der Welt zu leben, wo es auch sauberes Wasser gibt. Alles das ist keine Selbstverständlichkeit, wie ich früher glaubte.




John, 13.06.2017



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